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So gelingt gute Ideenentwicklung

Ideation ist der Prozess der Entwicklung und Verfeinerung neuer Ideen, Konzepte oder Lösungen für ein bestimmtes Problem. Gute Ideation gelingt durch gute Vorarbeit, Methoden und das richtige Team.

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Ideenentwicklung oder Ideation ist der Prozess der Entwicklung und Verfeinerung neuer Ideen, Konzepte oder Lösungen für ein bestimmtes Problem oder eine Herausforderung. Er beinhaltet die kreative Schöpfung, Ausarbeitung und Bewertung von Ideen. Das ist für viele Menschen DER Kern von Innovation.

Gute Ideation hat viel mit den richtigen Methoden zu tun. Eigentlich wollte ich daher auch über „die besten Methoden für deine Ideenentwicklung“ schreiben. Aber hier begegneten mir zwei Stolperfallen. Nr. 1: Es gibt unendlich viele Methoden, die ich in einem Artikel gar nicht detailliert beschreiben kann. Nr. 2: Es gibt noch zwei weitere sehr wichtige Einflussfaktoren für gute Ideation – die Vorarbeit und das Team. Im folgenden Beitrag möchte ich daher, nach einer kurzen Einführung, die drei wichtigsten Grundlagen für erfolgreiche Ideenentwicklung umreißen und von da aus Anwendungs- und weitere Lesetipps geben.


Ideenentwicklung im Innovationsprozess

Ideation gehört in die Mitte des Innovationsprozesses, wenn man ihn linear betrachtet: nach die Strategie- und Forschungsarbeit und vor das Prototyping und die Umsetzung. Der Prozess der Ideenentwicklung ist also wortwörtlich zentral.

Ideenentwicklung ist dabei nur scheinbar einfach. Kreativität ist in jedem Menschen angelegt. Ideen haben kann jede:r. Wirklich neue, hilfreiche Ideen für bisher ungelöste Probleme aber nicht unbedingt. Unter anderem deshalb gab es schon immer* Dienstleister für die geführte Kreativität – interne Innovationseinheiten, -labore, -hubs etc. oder externe Innovationsberatungen wie XO. Und deshalb gibt es so viele Methodenbücher, die aber meist nur einen Teil der Grundlagen für gute Ideation legen.

Schauen wir einmal auf alle drei wichtigen Faktoren.


*Seit Innovation in Unternehmen vermehrt als gesonderte Disziplin neben der Produktentwicklung verstanden wird.

#1: Gute Vorarbeit

Ideenentwicklung gelingt nicht aus der Kalten. Kreativität und Ideation brauchen Input. Das menschliche Gehirn ist eine Problemlösungsmaschine. Daher ist der Ausgangspunkt von guter Ideenentwicklung immer ein gutes Problem bzw. eine Herausforderung, die es zu lösen gilt. Das klingt fast banal. Aber meiner Erfahrung nach sind am Anfang der meisten Innovationsprozesse die Herausforderung und das Ziel nicht klar definiert. Meist gibt es ein Thema, eine Opportunität. Aber welcher Mehrwert durch die Bearbeitung des Themas erschaffen werden soll, ist nicht beschrieben. Es gutes Ziel schafft genau das: Die Opportunität mit dem gewünschten Mehrwert für die Zielgruppe verbinden und für alle am Innovationsprozess Beteiligten klar zu formulieren.

Natürlich gibt es Gründe, dass die meisten Arbeitsgruppen trotzdem nicht völlig plan- und erfolglos „heruminnovieren“. Etablierte Teams haben die Strategie des Unternehmens grob im Kopf und richten sich intuitiv danach aus. Nach innen. Ohne Ziel- und Problemdefinition gehen dir aber immense Potentiale verloren, zum einen die Strategie für die eigene Zukunft weiterzuentwickeln und zum anderen so früh wie möglich durch den Blick nach außen – in die Köpfe und Herzen der Zielgruppe – die Relevanz aller neuen Ideen sicherzustellen.

Ich habe schon an vielen Stellen über Nutzerzentrierung geschrieben. Das wichtigste Argument ist und bleibt: Das Verständnis der Nutzer:innen ist die sicherste Bank, um Lösungen für wirklich relevante Probleme zu entwickeln, die am Ende des Tages auch jemand haben und kaufen will. Dafür braucht es Marktforschung, die uns die Motive, Treiber, Barrieren, Wünsche und Probleme der Zielgruppe liefert. Zunächst als zahlreiche Optionen und im zweiten Schritt zugespitzt auf genau eine Herausforderung, die ein Problem oder klar umrissenes Set an Problemen beinhaltet. Die Vorarbeit verlangt Zeit von dir und deinem Team. Aber diese Investition bekommst du später dreifach zurück.

Gute Vorarbeit für gute Ideenentwicklung bedeutet also in Kürze:
1. Innovationsziel definieren
2. Zielgruppe wirklich verstehen
3. Eine Herausforderung zuspitzen

#2: Gute Methoden für die Ideenentwicklung

Nun aber zu den Methoden, für die du diesen Artikel vielleicht ursprünglich lesen wolltest. Wie schon erwähnt, gibt es unzählige Hilfsmittel, Modelle und Vorgehensweisen, um von der – hoffentlich guten – Vorarbeit zu konkreten Ideen zu kommen. Und das ist auch wichtig und richtig. Es ist keine (gute) Methode, einfach deine definierte Herausforderung in einen Raum mit schlauen Menschen zu werfen und sie frei denken zu lassen. Dabei wird das Team zwar Ergebnisse produzieren, aber insgesamt weniger, eher naheliegende und einander ähnliche Ideen. Wirkliche Sprünge in der Ideenentwicklung können durch echte Methodik deutlich erleichtert werden. Eine gute Methode hilft dem menschlichen Gehirn nämlich neue Querverbindungen herzustellen, durch

  • Geführte Exploration von Themen
  • Rekombination mit „Fremdinhalten“
  • Disruption von bestehendem Wissen

Exploration in der Ideenentwicklung bedeutet das gezielte mentale Umkreisen von Themen und Lösungen. Dabei nutzt man die natürliche Fähigkeit des Gehirns sich während des Denkvorgangs Stück für Stück angrenzende, ähnliche Themen zu erschließen, zu assoziieren also.

Ein geführtes Vorgehen ist z.B. die Brainstorming Methode. Sie ist darauf ausgelegt, dass sich ein Team schrittweise in der Ideenentwicklung ergänzt. Das klassische Brainstorming hat aber viele Schwächen, die ich schon früher beschrieben habe. Viel besser geeignet ist ein Solo Brainstorming, also Together Alone, am Anfang jeder Ideenentwicklung, um Vereinheitlichungseffekte zu vermeiden. Für breiter gefächerten Output ist auch Mindmapping (solo oder gemeinsam) eine schöne, visuelle unterstützte Assoziationsmethode. Und schließlich haben auch die zu recht in Mode gekommenen Canvas Modelle die Funktion Exploration anzuleiten und dabei blinde Flecken zu vermeiden. Wir bei XO arbeiten im Übergang zwischen Vorarbeit (also Problemidentifikation) und Ideation hier z.B. gern mit dem Value Proposition Canvas. Er hilft, die Motive, Wünsche und Barrieren einer Zielgruppe zu explorieren und im Anschluss Antworten auf offene Wünsche und ungelöste Probleme zu finden.

Rekombination mit scheinbar artfremden Inhalten ist eine Herangehensweise an Ideenentwicklung, die sehr gut an Exploration anschließen kann. Nachdem dein Team einmal die naheliegenden Themen und Lösungen erkundet hat, kann die nächste Zündungsstufe darin liegen, gezielt „Störfaktoren“ ins System einzubringen. Gemeint sind unerwartete Impulse oder Faktoren, die zur bestehenden Herausforderung addiert werden oder als eine Art Filter benutzt werden. Die Magie besteht darin, dass das menschliche Gehirn auch im ungewohnten Terrain automatisch nach Mustern und Verbindungen sucht und dabei auf ganz außergewöhnliche Neuheiten kommt.

Eine typische Methode ist der geführte Perspektivwechsel. Hierbei betrachten wir die Problemstellung durch eine neue Brille. Dafür gibt es ganz unterschiedliche Übungen. Eine recht alte Form des Perspektivwechsels sind z.b. die Edward de Bonos Denkhüte oder das sog. „Umgekehrte Denken“. Wir bei XO nennen es „What would … do“ und arbeiten gern mit der Perspektive erfolgreicher Innovatoren wie Patagonia-Gründer Yvon Chouinard. Eine andere Form der Rekombination sind Challenges, die deine Problemstellung zusätzlich mit einer Art Mini Szenario konfrontieren. Dabei wird der Denkfluss gezielt umgelenkt. Diese Herangehensweise kennen wir aus Spielen. Das macht sich beispielsweise das gesamte Moonshot Innovation Game zunutze, das auf Challenges basiert. Hier kannst du mehr dazu erfahren >>

Geführte Disruption dagegen funktioniert noch einmal anders. Der Begriff Disruption leitet sich von dem englischen Wort „disrupt“ also „zerstören“ oder „unterbrechen“ ab. Gemeint ist dabei meist das Ergebnis, dass eine Innovation eine Kategorie oder einen ganzen Markt verändert oder gänzlich ablöst. Aber wie kommen wir dorthin? Disruptive Ideen können als „Nebenprodukt“ bei der explorativen oder rekombinierenden Ideenentwicklung entstehen. Aber es gibt auch konkrete Methoden, die helfen, Regeln zu brechen. Sie haben die Gemeinsamkeit, dass sie aktiv vom Bekannten wegführen. Die Basis dafür ist, dass der Status, die Regeln und Konventionen zunächst identifiziert und dann, je nach Methode negiert, verboten oder umgekehrt werden.

In der alten Methode SCAMPER steckt z.B. eine disruptive Ebene. Das E und R stehen für Eliminate und Reverse. Die Fragen dahinter lauten, was würde passieren, wenn wir bei einem bestehenden Produkt, Elemente wegnehmen oder Aspekte umdrehen? Und wir bei XO nutzten gern eine Übung, die sich „Die falsche Wahrheit“ nennt, wobei zunächst universelle „Wahrheiten“ über die Kategorie, in der wir die Herausforderung lösen, gesammelt werden. Die stärksten Grundannahmen werden dann im nächsten Schritt als nicht mehr zutreffend definiert und Lösungen in dieser neuen „Welt“ gesucht. Das ist geführter Regelbruch.

#3: Das richtige Team

Zuletzt ist aber jede Methode auch immer den ausführenden Personen unterworfen. Dein Team spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung einer erfolgreichen Ideenentwicklung, indem es unterschiedliche Perspektiven, Fähigkeiten und Erfahrungen zur Zusammenarbeit einbringt.

Den stärksten positiven Einfluss hat aus meiner Sicht Diversität. Ein Team aus Personen mit unterschiedlichen Hintergründen und Perspektiven kann ein breites Spektrum an Ideen und Standpunkten in den Ideenentwicklungsprozess einbringen. Dies führt im Einzelnen und in der Zusammenarbeit zu mehr, vielfältigeren und besseren Lösungen auf die definierte Herausforderung.

Teammitglieder aus unterschiedlichen Fachgebieten mit dementsprechenden Erfahrungen liefern zudem mehr unterschiedliches, wertvolles Expertenwissen, um potenzielle Herausforderungen zu identifizieren, passende Lösungen zu finden und am Ende des Ideation-Prozesses die Realisierbarkeit verschiedener Ideen zu bewerten. Unterschiedliche Senioritätslevel können dabei aber auch von Vorteil sein. „Junge Wilde“ können sich meist besser auf disruptive Ideenentwicklung einlassen, während „alte Hasen“ oft noch stärker rekombinieren.

Eine gute Zusammenarbeit deines vielfältig gemischten Teams wird außerdem deutlich durch einen geschulten Facilitator unterstützt. Er oder sie fördert die aktive Beteiligung und Wertschätzung jedes Teammitglieds und kann ein kollaboratives und unterstützendes Umfeld schaffen. In diesem Rahmen lassen alle Beteiligten einer Ideation Session ihre Gedanken und Ideen frei fliessen und bauen aufeinander auf. Das fühlt sich nicht nur gut an, das sorgt rein praktisch für besseren Output.

Und so gelingt die gute Ideenentwicklung.

Fazit

Ideenentwicklung ist ein weites Feld. Es gibt unzählige Methoden, die größtenteils auf den drei Bausteinen Exploration, Rekombination und Disruption basieren. Gute Ideation schafft aber nur eingebettet in einen sinnvollen Prozess, der mit deinem Ziel und Erkenntnissen über eine relevante Herausforderung beginnt, relevante Innovationen. Und jede Methode steht und fällt auch mit ihren Anwendern. Ein heterogenes Team schafft immer bessere Ideen. Ein guter Facilitator sorgt parallel dafür, dass alle gehört und gesehen werden. Wenn diese Faktoren zusammenkommen, ist deine Ideenentwicklung sehr wahrscheinlich erfolgreich, effektiv und freudvoll. Viel Spaß beim Umsetzen!

Weiterführende Links

Artikel

Video: Was ist Ideation?

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