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Gartner Hype Cycle: Die richtige Anwendung für Technologie­trends

Technologien sind zentrale Treiber von Innovation. Doch viel zu oft entstehen neue Angebote ohne einen guten Blick auf Nutzen und Relevanz. Das geht besser.

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Technologietrends sind Fluch und Segen zugleich. Während die einen euphorisiert auf jede neue Möglichkeit aufspringen und enthusiastisch herumprobieren, fühlen sich die anderen überfordert und manchmal auch abgehängt. Doch unabhängig davon, wann man sich mit neuen Technologien auseinandersetzt, bleibt die Frage: Ist ein Trend wirklich relevant und dauerhaft oder handelt es sich nur um einen kurzfristigen Hype? Hier kann der Gartner Hype Cycle helfen, den Reifegrad einer Technologie besser einzuschätzen und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Unternehmen mit Marktneuheiten
sind bis zu 60% erfolgreicher

Quelle: ZEW Innovationen Branchenreport,
Ergebnisse der deutschen Innovationserhebung 2017

Definition: Was ist der Gartner Hype Cycle?

Der Gartner Hype Cycle ist ein Modell, das zeigt, in welcher Entwicklungsphase sich eine neue Technologie befindet. Es beschreibt den typischen Verlauf von Erwartungen und Verwertbarkeit einer Innovation in fünf Phasen:

  1. Technologieauslöser – Die Technologie entsteht, erste Konzepte und Forschungsergebnisse werden bekannt.
  2. Gipfel der überhöhten Erwartungen – Hype und Medienpräsenz führen zu überzogenen Erwartungen.
  3. Tal der Enttäuschungen – Die Realität holt den Hype ein, erste Fehlschläge treten auf.
  4. Pfad der Erleuchtung – Erfolgreiche Anwendungen entstehen, das Potenzial wird realistisch bewertet.
  5. Plateau der Produktivität – Die Technologie ist ausgereift und etabliert.
Darstellung des Gartner Hype Cycles für Digitales Marketing 2020

Der Hype Cycle besteht aus zwei Kurven: Der Erwartungskurve (Steil ansteigend und steil abfallend) sowie der Verwertbarkeitskurve (flach ansteigen bis zu einem Plateau). In Kombination bilden sie den Hype Cycle. Dabei ist der erste Teil der Kurve geprägt von einer zunächst sehr steil ansteigenden Erwartungen, die nach dem Überschreiten eines Höhepunkts beinahe genauso stark wieder abfällt. 

Wenn der Hype vorbei ist, zeigt sich, wie verwertbar eine Technologie wirklich ist. Ist eine Technologie hier angekommen, kann ich daraus ablesen, dass es bereits einige erfolgreiche Anwendungsfälle gibt, die ihrerseits natürlich zur Weiterentwicklung der Technologie beitragen. Je weiter hinten eine Technologie im Hype Cycle steht, desto ausgereifter ist sie – und desto mehr lässt sich mit ihr praktisch umsetzen.

Der Hype Cycle hilft also dabei, den Reifegrad einer Technologie einzuschätzen und abzuleiten, wie lange es bis zur produktiven Verwertbarkeit dauern könnte. Diese Einordnung zeigt, ob es sich für ein Unternehmen lohnt, eine Technologie genauer zu betrachten.

Die erste Phase des Hypes spricht vor allem Tech-Enthusiasten an. Hier wird viel diskutiert, aber noch wenig praktisch umgesetzt. Nach dem ersten Abflachen der Kurve beginnen technologische Vorreiter, Prototypen zu entwickeln und erste Anwendungsfälle zu testen – mit Fokus auf Lernen, nicht auf sofortige Marktreife. Für die meisten Unternehmen wird es erst in der letzten Phase spannend: Dann hat die Technologie genug Reife, um produktiv eingesetzt zu werden, sei es zur Verbesserung bestehender Services oder zur Optimierung interner Prozesse.

Warum ist der Hype Cycle sinnvoll?

Neue Technologien bieten oft Chancen für Innovation, doch nicht jede wird langfristig erfolgreich. Unternehmen profitieren davon, wenn sie Trendtechnologien strategisch bewerten, um gezielt Innovationen zu entwickeln. Der Hype Cycle hilft dabei:

  • Die aktuelle Position einer Technologie einzuschätzen.
  • Zu erkennen, wann sich Investitionen lohnen.
  • Ressourcen effizienter einzusetzen.
  • Risiken durch verfrühte oder verspätete Adaption zu minimieren.

Es lohnt sich also durchaus Trendtechnologien im Auge zu behalten. Denn sie sind häufig ein guter Treiber für innovative Produkte und Services. Das Problem ist nur, aus der Technologie selbst lässt sich kaum ihre Relevanz ableiten. Die entsteht im besonderen daraus, dass ein Nutzen für eine ausreichend große Gruppe von Menschen geschaffen wird. Und Nutzen ergibt sich üblicherweise aus Bedürfnisbefriedigung.

Wenn ich also die Relevanz einer Technologie bewerten möchte, reicht ein Blick auf die Technologie und was sie alles kann nicht aus. Ich muss auch die Brücke schlagen, zu aktuell offenen, unbefriedigten Bedürfnissen von echten Menschen. 

Vorgehen: Wie nutze ich den Gartner Hype Cycle?

Wir bei XO empfehlen daher ein einfaches aber doch effizientes Vorgehen zur Überprüfung neuer Technologien auf Anwendbarkeit in vier Schritten:

  1. Verständnis für aktuelle Technologien und ihren Entwicklungsstand aufbauen
  2. Verständnis für die anvisierte Zielgruppe entwickeln
  3. Ideen zur Lösung mithilfe einer gewählten Technologie entwickeln
  4. Ideen mithilfe von einfachen Prototypen testen

1. Verständnis für aktuelle Technologien aufbauen

Die meisten Menschen treffen auf eine neue Technologie im Rahmen eines aktuellen Hypes. Das heißt in einer Phase der übersteigerten Erwartungen und aufgebauschten Aufmerksamkeit. Treiber solcher Hypes sind die eingangs bereits erwähnte Angst, etwas zu verpassen aber natürlich grundsätzlich auch Neugier. Beides wird zusätzlich befeuert durch mediale Berichterstattung, die wechselweise das eine oder das andere aufgreifen. 

Um eine sinnvolle, vielleicht sogar zukunftsrelevante Entscheidung zu treffen, sind solche Hypes nicht besonders zielführend. Hier hilft eher ein nüchterner, analytischer Blick zum Beispiel unterstützt durch einen aktuellen Trendradar. Dieser ordnet die Technologie ein und gibt ergänzende Informationen.

Konkrete Schritte in Phase 1 können also folgende sein:

  • Den aktuellen Stand durch den Hype Cycle analysieren.
  • Trendforschungsinstitute (z.B. Gartner, Zukunftsinstitut) konsultieren.
  • Expertenmeinungen und Fachartikel nutzen.
  • Erste Prototypen mit No-Code-Tools erstellen, um Praxiserfahrungen zu sammeln.

2. Verständnis für die anvisierte Zielgruppe entwickeln

Dieser zweite Schritt wird leider häufig übergangen. Und aus dem ersten, noch ziellosen Experimentieren wird schon ein konkreter Use Case abgeleitet, der dann leider nur die Ideengeber:innen begeistert aber darüber hinaus wenig Anhänger:innen findet. 

Dies ist aber nicht nur ärgerlich, es ist häufig auch ziemlich teuer und frisst unnötige Ressourcen. Daher werde ich nicht müde zu betonen, wie wichtig es ist, nicht sofort wilde Lösungsideen auf Basis der technologischen Möglichkeiten zu spinnen, sondern zunächst inne zuhalten und zu schauen: Was brauchen Menschen gerade? Welche Probleme sind ungelöst? Welche Wünsche sind unerfüllt?

Aus der Design Thinking Toolbox gibt es hier eine Reihe von Möglichkeiten, diese Bedürfnisse meiner anvisierten Zielgruppe strukturiert zu erfassen. Eine Möglichkeit ist der sogenannte Value Proposition Canvas. Dieser eignet sich hervorragend, um komplett neue Produkte zu entwickeln oder auch bestehende weiterzuentwickeln.

Wenn es darum geht einen bestehenden Service oder einen internen Ablauf mithilfe von Technologie zu optimieren, empfehle ich immer die Nutzung einer Customer Journey. Die Customer Journey oder auch User Journey beschreibt den Weg meiner Zielgruppe, die sie in Bezug auf ein bestimmtes Thema durchläuft und bei der ich sie mit meinen Produkten und/oder Services idealerweise lange begleite. 

Mögliche Schritte in Phase 2 sind also:

  • Herausfinden, welche Probleme und Bedürfnisse existieren.
  • Nutzung von Methoden wie Value Proposition Canvas oder Customer Journey Mapping.
  • Falls nötig, qualitative Interviews und quantitative Umfragen durchführen.

3. Ideen zur Lösung mithilfe einer gewählten Technologie entwickeln

Unabhängig davon, ob ich nun mit dem Value Proposition Canvas oder einer Customer Journey Zielgruppenbedürfnisse gesammelt habe, im dritten Schritt bringe ich diese nun mit den technologischen Möglichkeiten zusammen. Ich prüfe also, welche der gesammelten Bedürfnisse sich mit der betrachteten Technologie lösen lassen. Um auch hier nicht doch noch in die “Ich mache es, weil es geht”-Falle zu stapfen, lege ich dabei drei Kriterien an. Ich überprüfe, ob die Technologie die zu erledigende Aufgabe schneller, einfacher oder zumindest unterhaltsamer macht. Und zwar in Bezug darauf, wie die Aufgabe derzeit gelöst wird bzw. gelöst werden kann. 

Um diesen Prozess zu vereinfachen bietet sich aus meiner Sicht eine Art Checkliste an, die kurz zusammenfasst, wofür die Technologie besonders geeignet ist und wo möglicherweise ihre Grenzen liegen. 

In Phase 3 gilt es also:

  • Technologie mit Zielgruppenbedürfnissen abzugleichen.
  • Checklisten zu nutzen, um die Eignung der Technologie zu prüfen.
  • Die Technologie nach den Kriterien: schneller, einfacher oder unterhaltsamer zu bewerten.

4. Ideen mithilfe von einfachen Prototypen testen

In diesem letzten Schritt wird die Idee weiter konkretisiert und mithilfe von Prototypen getestet. Ich empfehle hier iterativ vorzugehen, um ganz im Sinne von Lean Innovation möglichst ressourcenarm den vollen Umfang und die konkrete Ausgestaltung des aus der Idee abgeleiteten Produktes oder Services zu erarbeiten.

Mögliche Schritte im iterativen Prototyping-Prozess:

  • Konzept-Prototyp (visuelle Darstellung und Beschreibung der Idee)
  • Click-Dummy (digitale Fassade, mit der begrenzt interagiert werden kann) 
  • Funktionaler Prototyp mit No-Code oder Low-Code Anwendung
  • Funktionaler Prototyp mit den wichtigsten Features (MVP)

Jeder Prototyp wird an der Zielgruppe getestet. Die Ergebnisse fließen anschließend in die weitere Spezifizierung ein. Durch das iterative Vorgehen und die zunehmende Komplexität der Prototypen wird sichergestellt, dass nur die Ideen weiterverfolgt werden, die sich auch im Test als zielgruppenrelevant bewahrheitet hat. 

Ziel dieser Phase ist es zu überprüfen, ob die Idee 1. wirklich einen spürbaren Mehrwert bietet und 2. daraus ein ertragreiches Geschäft entwickelt werden kann.

Fazit

Trendtechnologien sind ein wesentlicher Treiber für Innovation, egal ob Produkte, Services oder Prozesse. Damit eine Idee aber wirklich eine relevante Innovation wird, darf die Technologie nicht der einzige Treiber sein. Wichtig ist, wie in jeder Innovationsentwicklung, die Bedürfnisse der Zielgruppe zu berücksichtigen und die Technologie gezielt zu deren Befriedigung einzusetzen. Nur so kann aus einer spannenden Trendtechnologie eine echte Innovation werden. 

Der Gartner Hype Cycle ist ein wertvolles Instrument, das bei dieser Bewertung neuer Technologien hilft. Unternehmen können damit fundierte Entscheidungen treffen, indem sie die Hype-Phasen verstehen, Trends mit Zielgruppenbedürfnissen verknüpfen und Ideen durch Prototyping validieren. So können Innovationen gezielt entwickelt werden, ohne sich von Hypes blenden zu lassen.

FAQs

Wann sollte ich in eine neue Technologie investieren?

Kann eine Technologie den Hype Cycle überspringen?

Wie oft aktualisiert Gartner den Hype Cycle?

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